Dr. Beate Reifenscheid

Museen in der Krise

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Die Corona-Krise hält die Welt fest im Griff. Nicht nur Reise-und Transportwege sind eingeschränkt bzw. ganz zum Erliegen gebracht worden, sondern auch Schulen, Kindergärten, Universitäten, Geschäfte und Gaststätten, das gesamte soziale und kulturelle Leben – und damit die Museen.

In einem unvorstellbaren Ausmaß trifft es alle in der Gesellschaft und bedeutet diese Krise auf lange Sicht unüberschaubaren wirtschaftlichen Schaden, Gefährdung von Arbeitsplätzen, Image-Probleme sowie die Herkulesaufgabe, zu einem späteren Datum wieder an all das Positive anknüpfen zu können, was aktuell unwiederbringlich verloren geht oder bestenfalls aufs Eis gelegt werden kann. 

Für Museen bedeutet dies zum einen die enge Bindung an die Besucher und  Besucherinnen, die über Wochen ausgesetzt wird, das sind aber auch die zahlreichen Ausstellungsprojekte, die aufgeschoben, oder gar abgesagt werden müssen. Das betrifft die Zusammenarbeit mit Ausstellungsarchitekten und freien Restauratoren, die weitestgehend ohne Festanstellung in solchen Zeiten am stärksten unter den finanziellen Einbußen leiden. Es ist zudem die große Bandbereite an engagierten Menschen, die sich um Vermittlung und gezielten Führungen verdient gemacht haben, die viele Freiberufler, die eng mit den Museen zusammenarbeiten, deren Aufträge für Wochen ausgesetzt sind oder jetzt ganz ausbleiben. 

Aber nicht nur der breite Sektor der kulturellen Dienstleister, die Museen selbst trifft es: sie werden massive Einbußen bei den Eintrittsgeldern und dem Merchandising verzeichnen, Ausstellungsvorhaben, die im Frühjahr und Sommer anstehen, werden verschoben oder gar aufgegeben werden müssen, ungeachtet der bereits investierten Kosten und Leistungen. 

Dies gilt noch mehr für mittlere und kleine Museen. Die Einbußen werden beachtlich sein und sind in den Auswirkungen noch gar nicht absehbar. So oder so wird es wirtschaftlich auf die kommenden Jahre durchschlagen. Der gesamte Sektor der Kunstschaffenden, aber auch des Kunstmarktes wird massiv von diesen drastischen Maßnahmen betroffen sein, und viele werden dies finanziell nicht überleben. 

Auch wenn aus der Politik Hilfe und Ausgleich versprochen wird, kann man bereits heute davon auszugehen, dass dies nur unzureichend helfen wird. Es ist entscheidend, dass wir unsere Stimme erheben und auf die möglichen Auswirkungen hinweisen, damit wir nicht am Ende der Pandemie unverhofft Opfer weiterer Sparzwänge werden. ICOM Deutschland wird sich gemeinsam mit den anderen Museums- und Kulturverbänden dafür einsetzten, dass die Politik sich für die Museen und Kulturschaffenden einsetzt und finanzielle Unterstützung leistet. 

Wir möchten Sie an dieser Stelle jedoch auch aufrufen, Ihre Erfahrungen, Ihre aktuellen Probleme und Vorschläge, wie wir diese Zeiten aktiv überwinden können, miteinander zu teilen. Nur so können wir diesen Sturm überstehen und Modelle und Möglichkeiten finden, Museen durch Krisen zu führen und Potenziale zu entdecken, die gemeinsam ausgeschöpft werden können. 

Es wird immens wichtig sein, uns auch gegenseitig zu stützen und uns jeden Tag neu zu ermutigen, das gemeinsame Ziel vor den Augen nicht zu verlieren: die Museen und die kreativen Köpfe in unserer Welt noch enger zusammenzubringen und hierzu unsere Kräfte zu bündeln. Haben Sie Mut und lassen Sie uns in dieser schwierigen Krise aufeinander vertrauen und zusammenarbeiten!

Ihre Beate Reifenscheid

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