In Kyoto wurde intensiv über die neue Museumsdefinition diskutiert – die geplante Verabschiedung der vorliegenden Neuformulierung somit zugunsten einer weiteren Meinungsbildung zurückgestellt. ICOM Deutschland fordert, grundlegende Begriffe zur Charakterisierung von Museen wieder aufzunehmen, und begrüßt die weitere konstruktive Auseinandersetzung.
Eine spannende Generalkonferenz in Kyoto liegt hinter uns: selten wurde so intensiv diskutiert und zum Teil auch gestritten. Nichts beherrschte die Konferenz mehr als die Frage, ob wir die vorgeschlagene neue Museumsdefinition so akzeptieren sollten oder nicht. Eine Weile schien alles offen zu sein und man unterstellte uns, die wir definitiv für eine konstruktive Änderung oder auch völlige Neufassung waren, zeitweise nicht nur einen eurozentristischen Blick, sondern sogar undemokratisches Verhalten. Demokratie verstehen wir jedoch immer noch so, dass alle im Prozess der Meinungsfindung sich sowohl für als auch gegen etwas entscheiden dürfen und nicht unreflektiert einfach das gleiche Lied singen zu müssen.
Für uns fehl(t)en in der neuen Definition einfach grundlegende Begriffe, die ein Museum verkörpern. Wir haben nach langen Diskussionen vor und während all der Tage in Kyoto – wahrlich in der Hitze und Schwüle der Tage (32 Grad und plus, 80% Luftfeuchtigkeit) – die kontroverse Debatte in der General Assembly geführt, sicherlich dergestalt wie ICOM sie bisher noch nicht erlebt hat. Das Votum fiel dann jedoch eindeutig aus, denn über 70% sprachen sich für eine Überarbeitung bis zur nächstmöglichen Generalkonferenz aus.
Es ist eine neue Chance zu überdenken, was Museen heute eint, was sie international verbindet und was als gesellschaftlicher Konsens über alle politischen, religiösen und humanistischen Modelle hinaus verstanden wird.
Ihre Beate Reifenscheid