Der digitale Wandel in Museen stand im Zentrum der Jahrestagung 2019 von ICOM Deutschland, die vom 14. bis 16. November in Kooperation mit der Bayerischen Schlösserverwaltung stattfand. Rund 350 Museumsfachleute nahmen an der Konferenz vor Ort in München im Schloss Nymphenburg teil. Darüber hinaus wurden die Vorträge über einen Livestream im Internet übertragen – und gemäß dem Tagungsthema „Chancen und Nebenwirkungen – Museum 4.0“ auch weiteren Interessenten zugänglich gemacht. Die ICOM-Konferenz wurde von der Bayerischen Landesregierung und der Stadt München substantiell begleitet und unterstützt.
Nach drei intensiven Tagen waren sich die Teilnehmer einig: Der digitale Wandel in Museen ist ein spannender, zugleich herausfordernder Prozess, für den es vor allem Fachkompetenz, strategische Ausrichtung, dialogische Formate mit den Museumsbesuchern, aber auch ausreichend Ressourcen und den Rückhalt der Museumsträger braucht. Insbesondere der intensive, offene Erfahrungsaustausch mit Kollegen/Kolleginnen aus unterschiedlichen Digitalisierungskontexten wurde als horizonterweiternd empfunden.
„Wir konnten viele Facetten des komplexen Themas vorstellen, die u.a. auch das gemeinsame ‚digitale Lernen‘ befördern und die Tagungsteilnehmer hoffentlich ermutigen, mit Selbstvertrauen und Inspiration den Wandel in ihren Museen voranzubringen. Der digitale Wandel bedarf der substantiellen Unterstützung durch die Politik und gerade während der Münchener Tagung wurde deutlich, wie positiv sich eine gemeinsame Strategie auszahlt. Wir führen unsererseits den Dialog mit den politischen Verantwortungsträgern, um die Museen hierbei zu stärken“, fasst Beate Reifenscheid, Präsidentin von ICOM Deutschland, die Ergebnisse der Tagung zusammen. „Wir sind dadurch als Museumsfachverband mit internationalem Netzwerk und als Plattform für den wissenschaftlichen Austausch sowie als Ansprechpartner der museumsspezifischen Kulturpolitik sichtbarer geworden.“
In acht Vorträgen beleuchteten renommierte Vertreter aus Wissenschaft und Praxis einzelne Aspekte des digitalen Wandels, etwa welche Innovationen er bewirken kann und welche Strategien sich für unterschiedliche Museumstypen eignen. So plädierte Julian Nida-Rümelin für einen digitalen Humanismus, der technischen Fortschritt befürwortet und dennoch den Menschen als Autor seines eigenen Lebens verteidigt, und Dirk von Gehlen rief dazu auf, der Digitalisierung mit Gelassenheit und Pragmatismus zu begegnen: Loslegen und nicht auf den perfekten Plan warten!
In den 16 Workshops, die noch intensiver den Praxisbezug zum Museum veranschaulichten, arbeiteten die Teilnehmer zu konkreten Aufgabenstellungen und formulierten als Ergebnisse unter anderem: stabiles WLan ist Voraussetzung für alle digitalen Aktivitäten in Museen, hierarchische Strukturen müssen überwunden werden, Museum 4.0 kann nur gelingen, wenn alle Partner und Beteiligten zusammenarbeiten.
Die Beiträge werden in unserem Tagungsband als Open-Access-Publikation in der Reihe „Beiträge zur Museologie“ auf der Plattform www.arthistoricum.net demnächst zur Verfügung gestellt.
Die kommende Jahrestagung wird partnerschaftlich mit ICOM Griechenland organisiert und vom 12. bis 14. November 2020 in Athen stattfinden.