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Museumsdefinition
Der ICOM Weltverband liefert die wohl bekannteste Definition des Begriffs Museum. Diese ICOM-Museumsdefinition dient in erster Linie der internen Vergewisserung, für welches Arbeitsgebiet ICOM steht und welche Aufgaben Personen und Institutionen erfüllen müssen, wenn sie ICOM-Mitglieder sind oder werden möchten.
Die weltweite Verbreitung von ICOM hat dazu geführt, dass diese Definition sehr viel breiter angenommen wird, von Behörden und Förderstiftungen, die Zuwendungen an Museen ausreichen, bis hin zu Lexika in mehreren Sprachen, die ihren Eintrag an diese Definition anlehnen. Den vollständigen Text finden Sie in Artikel 3 Abschnitt 1 der Statuten von ICOM; der juristisch bindende französische Text in der aktuellen Fassung von 2007 lautet:
« Un musée est une institution permanente sans but lucratif, au service de la société et de son développement, ouverte au public, qui acquiert, conserve, étudie, expose et transmet le patrimoine matériel et immatériel de l’humanité et de son environnement à des fins d'études, d'éducation et de délectation.»
Eine von den drei deutschsprachigen Nationalkomitees autorisierte deutsche Übersetzung gibt es zurzeit nicht. Sinngemäß lautet die Definition aber auf Deutsch:
„Ein Museum ist eine dauerhafte Einrichtung, die keinen Gewinn erzielen will, öffentlich zugänglich ist und im Dienst der Gesellschaft und deren Entwicklung steht. Sie erwirbt, bewahrt, beforscht, präsentiert und vermittelt das materielle und immaterielle Erbe der Menschheit und deren Umwelt zum Zweck von Studien, der Bildung und des Genusses.“
Der Weltverband diskutiert die Museumsdefinition kontinuierlich und passt sie den aktuellen Bedürfnissen an. Alle Nationalkomitees arbeiten diesem Prozess zu; deswegen hatte ICOM Deutschland den aktuellen Gebrauch der ICOM-Museumsdefinition als Thema des jüngsten „Bodensee-Symposiums“ vorgeschlagen, der alle drei Jahre stattfindenden gemeinsamen Tagung von ICOM Österreich, ICOM Schweiz und ICOM Deutschland.
„Museum: ausreichend. Die ‚untere Grenze‘ der Museumsdefinition“ fand im Juni 2018 in Friedrichshafen statt. Der Tagungsband hierzu wird im zweiten Halbjahr 2019 erscheinen.
Bei der Generalversammlung 2019 von ICOM in Kyoto stand die Neufassung der ICOM-Definition von „Museum“ auf der Tagesordnung. Alle Mitglieder von ICOM waren eingeladen, Formulierungsvorschläge online einzureichen; es wurden auch Vorschläge aus Deutschland gemacht. Das Beratungsergebnis des beauftragten ICOM-Komitees hat das Executive Board von ICOM passiert und steht nun online zur Verfügung.
Der Vorstand von ICOM Deutschland hat darauf umgehend mit einem Memorandum reagiert, weil nach unserem Eindruck der Beschlussvorschlag zwar zahlreiche Formulierungen im Sinne eines Mission Statements für das 21. Jahrhundert enthält, aber grundlegende, seit Jahrzehnten unveränderte definitorische Elemente gestrichen wurden. Dazu gehört zum Beispiel, dass Museen auf Dauer angelegte Institutionen sein müssen.
Deswegen ist ICOM Deutschland auch einem von ICOM Europe initiierten Antrag beigetreten, den Beschluss über eine Änderung der Museumsdefinition um wenigstens ein Jahr aufzuschieben.
Die ICOM Generalversammlung hat am 7. September 2019 in Kyoto auf einer außerordentlichen Sitzung beschlossen die Änderung der Museumsdefinition bis zur nächstmöglichen Generalkonferenz aufzuschieben, um die Konsultation aller Beteiligten zu ermöglichen. ICOM Deutschland beteiligt sich an diesem Prozess weiterhin aktiv.
Ethische Richtlinien für Museen
Die vom Internationalen Museumsrat ICOM entwickelten und weltweit geltenden „Ethischen Richtlinien für Museen“ (ICOM Code of Ethics for Museums) bilden die Grundlage der professionellen Arbeit von Museen und Museumsfachleuten. Der erste vollständige „ICOM Code of Professional Ethics“ wurde am 4. November 1986 in Buenos Aires (Argentinien) durch die 15. ICOM-Generalversammlung einstimmig angenommen, am 6. Juli 2001 auf der 20. ICOM-Generalversammlung in Barcelona (Spanien) unter dem neuen Titel „ICOM Code of Ethics for Museums“ ergänzt und am 8. Oktober 2004 auf der 21. ICOM-Generalversammlung in Seoul (Südkorea) revidiert.
ICOM Deutschland hat gemeinsam mit ICOM Schweiz und ICOM Österreich im Jahr 2010 eine autorisierte deutsche Übersetzung der am 8. Oktober 2004 auf der 21. ICOM-Generalversammlung in Seoul (Südkorea) revidierten Textfassung herausgegeben.
Ethische Richtlinien für Museen von ICOM (dt., PDF)
ICOM Code of Ethics for Museums (engl. PDF)
Druckexemplar: Ethische Richtlinien von ICOM
Checkliste zu ethischen Aspekten beim Eigentum an Kulturgütern
In Kooperation zwischen ICOM und dem Zentrum Kulturgutverluste (Magdeburg) wurde die „Checklist on Ethics of Cultural Property Ownership“ (Checkliste zu ethischen Aspekten beim Eigentum an Kulturgütern) erarbeitet. Diese informiert in knapper Form über die hohe nationale und internationale Bedeutung und Notwendigkeit ethisch verantwortungsvollen Handelns im Museumsbereich. Weiterhin fasst sie die Kernaussagen der acht Prinzipien des „Code of Ethics for Museums" zusammen. Schließlich nennt sie konkrete Ansprechpartner, die im Fall weiterer Fragen zur Verfügung stehen.
Die Checkliste ist damit ein praktisches Instrument für die kulturgutbewahrenden Einrichtungen und alle weiteren Interessierten weltweit. Sie dient als Einstieg in die Thematik der Museumsethik, indem sie den häufig abstrakten Charakter ethischer Fragen auf konkrete Aspekte konzentriert.
Checklist on Ethics of Cultural Property Ownership, 2011 (engl., PDF)
Checkliste zu ethischen Aspekten beim Eigentum an Kulturgütern, 2011 (dt., PDF)
ICOM Deutschland und Deutscher Museumsbund entwickeln Grundsatzpapier
ICOM Deutschland hat in Zusammenarbeit mit dem Vorstand des Deutschen Museumsbundes im Februar 2006 das mit den regionalen Museumsämtern und -verbänden sowie mit dem Institut für Museumskunde abgestimmte Grundsatzpapier „Standards für Museen“ verabschiedet.
Auf der Grundlage der professionellen und ethischen Richtlinien von ICOM wurden in den „Standards für Museen“ differenzierte Vorgaben für eine qualitätsorientierte Museumsarbeit formuliert. Sie sollen den Museen helfen, ihre Leistungen selbst einzuschätzen und sie kontinuierlich weiterzuentwickeln. Durch die permanente Überprüfung der eigenen Arbeit wird ein dauerhafter Prozess der Qualitätsentwicklung und -verbesserung in Gang gesetzt. Dieses Papier beansprucht, alle Museen im Sinne der ICOM-Definition an zusprechen, gleich welcher Gattung und Größe – sofern es ihnen möglich ist, die Standards selbst oder mit Hilfe Dritter zu erreichen. Jedes Museum im Sinne der ICOM-Definition muss sich künftig am Erreichen dieser Standards messen lassen.
Die „Standards für Museen“ sind bewusst allgemein und offen gehalten. Sie beziehen sich auf folgende Punkte:
- Dauerhafte institutionelle und finanzielle Basis
- Leitbild und Museumskonzept
- Museumsmanagement
- Qualifiziertes Personal
- Sammeln
- Bewahren
- Forschen und Dokumentieren
- Ausstellen und Vermitteln
ICOM wählt jährlich für den Internationalen Museumstag ein Motto aus. 2020 feiern die Museen weltweit unter dem Motto „Museums for Equality: Diversity and Inclusion“
In Deutschland steht der Internationale Museumstag 2020 unter dem Motto „Das Museum für alle – Museen für Vielfalt und Inklusion“. Museen haben das Potential, allen Menschen – unabhängig von Herkunft oder Bildungsstand – bedeutungsvolle Erfahrungen zu ermöglichen und neues Wissen zu vermitteln.
Museen genießen hohe Glaubwürdigkeit und hohes Vertrauen und können somit gerade jetzt auch Vorreiter für eine nachhaltige politische, soziale und kulturelle Entwicklung unserer Gesellschaft sein.
Die Herausforderungen, die Vielfalt und Inklusion mit sich bringen, zeigen sich oft in der Schwierigkeit, komplexe soziale Themen in einer zunehmend polarisierten Welt sachlich zu diskutieren. Museen sind hier – gerade wegen ihrer hohen gesellschaftlichen Bedeutung – besonders gefordert. In Ausstellungen, Vorträgen, Performances oder Vermittlungsprogrammen zeigen sie Möglichkeiten der Auseinandersetzung auf.
Doch auch Museen müssen im Austausch mit ihren Besucherinnen und Besuchern noch viel lernen, um Barrieren zu überwinden. Das kann körperliche Einschränkungen betreffen, aber auch verschiedene kulturelle Hintergründe, die sexuelle Orientierung, die politische Einstellung oder auch religiöse Überzeugungen, die die Identität unserer Besucher ausmachen.
Mit dem Thema des Internationalen Museumstages 2020 „Das Museum für alle: Museen für Vielfalt und Inklusion“ möchten wir das öffentliche Bewusstsein für ein respektvolles gesellschaftliches Miteinander fördern und den Blick auf verschiedene Perspektiven eröffnen.
Vielfältige Gefahren bedrohen unser Kulturgut in Museen, Bibliotheken und Archiven. Doch worauf ist zu achten, welche Vorkehrungen sind zu treffen, um Kulturgut wirkungsvoll zu schützen?
Der SicherheitsLeitfaden Kulturgut (SiLK) der Konferenz nationaler Kultureinrichtungen widmet sich dem Thema Sicherheit und Katastrophenschutz für Sammlungseinrichtungen und ermöglicht jedem auf einfache und verständliche Weise eine interaktive Risikoanalyse der eigenen Situation.
Resolution von ICOM Deutschland, ICOM Schweiz und ICOM Österreich (2003)
Die in Bregenz anwesenden Mitglieder der ICOM-Nationalkomitees von Österreich, Deutschland und Schweiz halten anlässlich des Bodensee-Symposiums 2003 „Bedrohte Museen: Naturkatastrophen – Diebstahl – Terror“ auf Grund der vorgetragenen Untersuchungsergebnisse zu diesem Thema fest:
- Die Bedrohungen für Museen durch (Natur-)Katastrophen, Diebstahl, Krieg und Terror, steigen stetig.
- Die Teilnehmer wissen, auch aus eigener Erfahrung, dass sowohl die finanzielle Basis der Museen als auch deren Personalbestand seit längerer Zeit weltweit bedenklich reduziert wird.
- Die Tendenz geht dahin, die Vorsorge gegen alle potentiellen Schäden und deren Verursacher zu automatisieren, in der Erwartung, dadurch Personal einsparen zu können.
- Gemäß den Referaten lässt sich Sicherheit aber nur dann verbessern, wenn die Mitarbeiter der Museen entsprechend gut geschult, informiert und motiviert sind. Das Sicherheitspersonal muss museums-, bzw. institutsintern sein.
Internationales Projekt zum illegalen Handel mit Kulturgütern
ICOM hat das Projekt „International Observatory on Illicit Traffic in Cultural Goods“ gestartet, das zum Ziel hat, einen Überblick über die aktuelle Situation zu geben und die mit dem illegalen Kulturgüterhandel verbundenen Herausforderungen und Problematiken aufzuzeigen. Das internationale Redaktions- und Beratungskomitee setzt sich u.a. zusammen aus Vertretern von INTERPOL, UNESCO, UNIDROIT, der Weltzollorganisation (WCO), UNODC, dem Art Crime Team des FBI (USA), der Carabinieri (Abteilung zum Schutz von Kulturerbe) und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM).
Das Herzstück des Projekts bildet die Internet-Plattform Observatory Illicit Traffic, die relevante und aktuelle Informationen zum Thema Kulturgutschutz und illegaler Handel mit Kulturgütern aus aller Welt zusammenträgt. In übersichtlicher Weise werden strategische Werkzeuge, allgemeine Richtlinien, nationale und internationale Gesetzgebungen sowie Ansprechpartner zugänglich gemacht. Derzeit sind über zweitausend weiterführende Literaturquellen, fast vierhundert Video- und Audiodateien, über achthundert praktische Hilfsmittel und mehr als zweihundert ethische und/oder rechtsgültige Instrumente abrufbar.
Internetportal zum Thema Kulturgutschutz
Um Kulturgutschutz transparenter zu machen und das allgemeine Bewusstsein hierfür zu schärfen, haben die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) sowie die 16 Bundesländer eine Internetpräsenz geschaffen, die einen ausführlichen Überblick über den Kulturgutschutz in Deutschland gibt.
Handlungsfelder
Museum
Museen und ihre Träger haben die Aufgabe, das materielle und immaterielle Natur- und Kulturerbe zu schützen und für die Gesellschaft dauerhaft zugänglich zu machen. ICOM und ICOM Deutschland unterstützen sie darin durch die Bereitstellung global anerkannter Hilfsmittel. Dazu zählen die Museumsdefinition, die sich derzeit in Überarbeitung befindet, die Ethischen Richtlinien von ICOM für Museen, die Standards für Museen und die Förderung nachhaltiger Museumsarbeit. Diese Dokumente dienen der beruflichen Selbstkontrolle und setzen Mindeststandards für die Museumsarbeit.
Internationaler Museumstag
Mit dem Internationalen Museumstag machen die Museen weltweit auf die Vielfalt ihrer Sammlungen und Vermittlungsprogramme aufmerksam. Mit ihrem breiten Spektrum und ihren innovativen Ideen leisten die Museen einen Beitrag zum kulturellen und gesellschaftlichen Leben. Alle Besucher sind herzlich eingeladen, die in ihnen bewahrten Schätze zu entdecken und sich von der Leidenschaft der Museumsmitarbeiter mitreißen zu lassen. 1977 durch den Internationalen Museumsrat ICOM erstmals ausgerufen, findet der Internationale Museumstag seit 1978 jährlich rund um den 18. Mai statt. Seit 1992 steht er unter einem jährlich wechselnden Motto, das die Vielfalt der Museen spiegelt und aktuelle Themen aufgreift.
In Deutschland wird der internationale Museumstag durch ICOM Deutschland, den Deutschen Museumsbund und die regionalen Museumsorganisationen partnerschaftlich getragen und organisiert. Der Internationale Museumstag ist der Moment im Jahr, in dem sich die Museen, ihre Mitarbeiter und ihre Besucher weltweit auf einzigartige Weise verbunden fühlen.
Kulturgutschutz
Der Schutz von Kulturgut zielt darauf, Zeugnisse der kulturellen Geschichte und Identität von Menschen und Nationen zu sichern, für kommende Generationen zu bewahren und der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Zu den wichtigsten Aufgaben zählen daher, kulturelles Erbe durch hohe Sicherheit in Museen zu erhalten, die Ausfuhr bedeutsamen Kulturgutes ins Ausland zu verhindern sowie den illegalen Handel mit Kulturgütern einzudämmen. Dazu haben ICOM und ICOM Deutschland sowie nationale und internationale Kooperationspartner mehrere Instrumente entwickelt: u.a. International Observatory on Illicit Trafic in Cultural Goods; die Roten Listen zum gefährdeten Kulturgut, die Objekt-ID, das Internetportal Kulturgutschutz.
Kulturelle Vielfalt
Vielfältige Identitäten und deren Ausdrucksformen gehören zum materiellen und immateriellen Kulturerbe der Menschheit. ICOM und ICOM Deutschland befürworten das UNESCO-Übereinkommen zum Schutz der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen (verabschiedet 2003) und unterstützen Museen darin, immaterielles Kulturerbe noch stärker in ihre Arbeitsfelder zu integrieren. Dazu beteiligt sich ICOM am Intangible Cultural Heritage and Museums Project, und ICOM Deutschland, die Deutsche Unesco-Kommission und das Museum Europäischer Kulturen arbeiten an dem Projekt IKE. Weitere Aktivitäten sind der Welttag der Kulturellen Vielfalt, die Charta der Vielfalt der Unternehmen und das Projekt Infrastructure for research data from the field of material and immaterial cultural heritage.